Warum Unternehmen ohne Notfallplan die Orientierung verlieren
Jeder, der einen demenzkranken Menschen begleitet hat, kennt diese Momente: Stress, plötzliche Veränderungen, ungewohnte Situationen – und alles Gelernte ist weg. Keine Orientierung. Keine Handlungsfähigkeit.
Organisationen ohne strukturiertes Business Continuity Management (BCM) verhalten sich in der Krise exakt so.
Pläne existieren vielleicht irgendwo. Abläufe sind theoretisch bekannt. Aber unter Druck?
Stellen Sie sich vor: Ein Wasserschaden legt Ihre Büroräume lahm. Ein Cyberangriff verschlüsselt alle Ihre Daten. Oder Ihr Hauptlieferant fällt plötzlich aus, die Lieferkette wird unterbrochen.
Was passiert dann in Ihrem Unternehmen?
Wissen alle Mitarbeiter, wen sie informieren müssen? Haben Sie eine aktuelle Liste Ihrer wichtigsten Geschäftspartner – und zwar nicht nur auf dem Server, der gerade nicht erreichbar ist? Können Sie von zu Hause aus arbeiten, wenn das Büro nicht zugänglich ist?
Die Realität sieht oft so aus: Wichtige Telefonnummern stehen nur im Handy vom Chef. Lieferantenkontakte sind in verschiedenen E-Mail-Postfächern verstreut. Backup-Systeme wurden zwar eingerichtet, aber seit Monaten nicht getestet.
Die Frage ist nicht, ob Ihr Unternehmen mal aus dem Tritt gerät. Die Frage ist, ob es dann noch weiß, was zu tun ist.
Ein sauber dokumentierter Prozess hilft – aber er reicht nicht!
Business Continuity Management (BCM) ist das, was im Ernstfall den Unterschied macht.
Es trainiert das organisatorische Gedächtnis dafür, unter widrigsten Bedingungen handlungsfähig zu bleiben. Es sorgt dafür, dass die wichtigen Informationen schnell zur Verfügung stehen, dass Zuständigkeiten klar sind, dass kein hektisches Suchen einsetzt, wenn Sekunden entscheiden.
So wie Therapien und Gedächtnisstützen Menschen helfen, auch im fortgeschrittenen Stadium noch Alltagskompetenz zu behalten, sorgt BCM dafür, dass Ihr Unternehmen auch dann noch funktioniert, wenn plötzlich nichts mehr normal ist.
Business Continuity – auf Deutsch Geschäftsfortführung – beschäftigt sich damit, wie Ihr Unternehmen auch in Krisensituationen weiterarbeiten kann. Es geht darum, vorher zu planen, was in Notfällen zu tun ist, damit der Geschäftsbetrieb nicht komplett zum Erliegen kommt.
Praktisch bedeutet das: Sie haben Notfallkontakte nicht nur digital, sondern auch ausgedruckt. Sie wissen, welche Geschäftsprozesse absolut kritisch sind und welche notfalls drei Tage warten können. Sie haben alternative Arbeitsplätze organisiert und Ihre Mitarbeiter wissen, wo sie sich im Ernstfall melden sollen.
Ein Beispiel: Ein Maschinenbaubetrieb in Baden-Württemberg (85 Mitarbeiter) verlor durch einen Ransomware-Angriff nicht nur seine CAD-Dateien, sondern auch die über Jahre gewachsene Kundendokumentation. Der kritische Punkt: Die Spezifikationen für Ersatzteile und Wartungszyklen existierten nur digital – ohne Backup, ohne dokumentierte Prozesse. Drei Wochen Stillstand kosteten mehr als 100.000 Euro und einen Großkunden. Ein strukturiertes BCM mit offline verfügbaren Notfallprozessen hätte den Schaden auf wenige Tage begrenzt.
Und die Grundlage dafür?
Sie ahnen es: Was vorher dokumentiert und trainiert wurde, bleibt abrufbar.