Das folgende typische Beispiel illustriert die Dramatik und die Lösungsmöglichkeiten.
Ein mittelständisches Maschinenbauunternehmen (450 Mitarbeiter) war nach einer agilen Transformation in eine ausgeprägte Fragmentierungs-Spirale geraten.
Ausgangssituation:
Einzelne Abteilungen hatten ihre Prozesse erfolgreich digitalisiert und erhebliche Effizienzgewinne erzielt. Gleichzeitig war die Gesamtdurchlaufzeit von der Kundenanfrage bis zur Lieferung um 40% gestiegen, Kundenbeschwerden hatten sich verdreifacht.
Diagnose:
Die agile Transformation hatte zu 17 verschiedenen Software-Tools geführt, die in 8 verschiedenen Abteilungen ohne Koordination eingeführt worden waren. Zwischen diesen Tools existierten 34 manuelle Schnittstellen, die täglich 280 manuelle Übertragungsschritte erforderten. 60% der Arbeitszeit in den Übergabebereichen wurde für die Kompensation systemischer Brüche aufgewendet.
Interventionsstrategie:
Da sich das Unternehmen bereits in Stufe 3 befand, wurde eine zweiphasige Sanierung eingeleitet:
Phase 1 (Stabilisierung):
Alle nicht-kritischen Optimierungsprojekte wurden gestoppt. Drei "Process Owner" für die Hauptgeschäftsprozesse wurden installiert - mit Budget-Autorität über alle beteiligten Bereiche. Ein "Integration War Room" koordinierte die tägliche Ausnahmebehandlung und dokumentierte systematisch alle Systembrüche.
Phase 2 (Re-Integration):
Über 12 Monate wurden die 17 Tools auf 6 integrierte Systeme reduziert. Kritisch war die Einführung einer zentralen "Single Source of Truth"-Plattform, die als einheitliche Informationsquelle für alle Geschäftsprozesse fungierte. Die manuellen Schnittstellen wurden von 34 auf 3 reduziert, diese jedoch mit automatischen Plausibilitätsprüfungen und Eskalationsmechanismen ausgestattet.
Ergebnisse nach 18 Monaten:
Die Gesamtdurchlaufzeit sank auf 70% des ursprünglichen Wertes, die Fehlerrate um 85%. Paradoxerweise sanken auch die lokalen Effizienzwerte in einzelnen Abteilungen um 10-15%, aber die Gesamtproduktivität stieg um 35%. Der Return on Investment der Sanierung betrug nach 24 Monaten >200 %.